Allegorien


Wo das Glück eine Heimat fand


Auf seiner Wanderschaft durch die Welt kam das Glück in ein Königreich. Dort herrschte eine festgefügte Ordnung. Zwar sehnten sich auch hier die Menschen nach dem Glück, doch wenn sie ihm begegneten, fühlten sie sich wie gelähmt, denn der Vagabund Glück ließ sich nicht einordnen. Vor lauter Ordnungs-Sinn traten die Leute auf der Stelle. Keiner wagte es, dem Glück entgegen zu treten und ihm die Hand zu reichen. Und während die Menschen so betreten herumstanden, ging das Glück an ihnen vorbei.

 

Im Nachbarland herrschte ein überregter Parlamentarismus.
Dort wurden alle Probleme zerredet und alle Wünsche durch die Mühle gedreht.
Als das Glück die verdrehten Gedanken und zermalmten Ideen sah, schüttelte es verwirrt den Kopf und entfloh dem Chaos.

Im Niemandsland, an der Grenze fand es ein verträumtes Haus.
Dort lebten ein Mann aus dem Königreich und eine Frau aus der Demokratie.
Sie liebten einander so sehr, dass er gelernt hatte, nicht zuviel zu schweigen, und sie, nicht zuviel zu reden. 
’Hier gefällt es mir’, dachte das Glück, blieb bei ihnen, stillte Sehnsüchte und erfüllte Wünsche.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute mit dem Glück im Haus.

 

 

 

51 Fabeln, Parabeln, Allegorien, Mythen, Utopien,
für Jugendliche und Erwachsene in:

Märchen im Spiegel der Zeit

ISBN 978-3-86858-410-3
228 Seiten, s-w illustriert, für 19,70 € im Buchhandel

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